Gundula Schulze Eldowy

Andreas der Rußkönig, Blankenburg 1985

Silbergelatineabzug

 

Gundula Schulze Eldowy (geb. 1954) begann ihre fotografische Arbeit in den 1970er Jahren in Ostberlin. Ihre großen Schwarzweißserien wie "Berlin in einer Hundenacht", "Arbeit" oder "Tamerlan" gelten als herausragende Meisterstücke deutscher sozialkritischer Fotografie.

Schulze Eldowy lenkt dabei den Blick auf die Schattenseiten der DDR, auf das, was offiziell gar nicht existiert. In ihren Fotoserien gibt sie denen ein Gesicht, die unerkannt im Abseits leben, den Trinkern und Arbeitslosen, den Alten und Einsamen, den Gestrandeten in der großen Stadt. Schulze Eldowy ist keine distanzierte Beobachterin, keine kühle Dokumentarin, sondern sie baut eine Beziehung zu ihrem Fotomotiv auf und holt auch uns als Betrachter ganz nah ans Bild, so als würden wir selbst hinter der Kamera stehen und Teil der Geschichte werden.

Mit diesem unverstellten Blick von unten auf die DDR steht die Fotografin im Verdacht der Systemkritik. Ihre Bilder zeigen keine Spur vom sozialistischen Ideal des Neuen Menschen, sie wirken in der staatlich reglementierten Bilderwelt der DDR wie eine Provokation. Ausgestellt werden Ihre Arbeiten in der DDR nur selten. Gundula Schulze Eldowy bewegt sich am Rande des Kunstbetriebs: geduldet, aber unter Beobachtung. Bevor jedoch ihre freundschaftlichen Kontakte zu ausländischen Fotografen und Galeristen zur Verhaftung durch die Stasi führen, fällt die Mauer und es eröffnen sich neue Möglichkeiten.

Die Fotografie „Andreas der Russkönig“ entstand 1985 in Bad Blanckenburg und entstammt der Serie „Arbeit“. Wie ein trauriger Clown thront der „König“ mit verdrecktem Gesicht auf einem Berg von Mülltüten. Mit dieser Momentaufnahme aus dem realen Arbeitsleben der DDR steht das Werk der Fotografin im direkten Gegensatz zu der staatlich verordneten Sichtweise. Schulze Eldowy zeigt keine glücklichen Werktätigen im Sinne der Ideologie, sondern sie enthüllt auf eine sehr poetische Art die ungeschönte Wirklichkeit.