Alfred Hrdlicka

Der Schreibtischtäter

Bronze 1983/84

 

Nach einer Ausbildung als Zahntechniker studierte Alfred Hrdlička von 1946 bis 1957 bei Josef Dobrowsky und Albert Paris Gütersloh Malerei und bei Fritz Wotruba Bildhauerei an der Wiener Akademie der Künste. 1962 trat der Künstler der Wiener Secession bei und nahm 1964 als Vertreter Österreichs an der Biennale in Venedig teil, wodurch er internationale Bekanntheit erlangte. Hrdlička lehrte 25 Jahre als Professor an den Kunstakademien in Stuttgart, Hamburg und Berlin und ab 1989 bis zu seiner Emeritierung 1996 der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien.

Im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz in Richtung abstrakter Kunst hielt Hrdlička konsequent an einem figurativ-expressiven Stil fest und löste durch politische und gesellschaftskritische Themen und Äußerungen wiederholt öffentliche Diskussionen aus.

In seinen Kunstwerken beschäftigt sich Hrdlička mit dem Tod, dem Leiden, dem Schmerz und der Gewalt. Er versteht seine Kunst nicht nur als gesellschaftliches und politisches Engagement, sondern auch als Mittel, um die Menschen aufzuklären.

„Der Schreibtischtäter“ entstand in den Jahren 1983 und 1984 als konkreter Beitrag des Künstlers zur Gestaltung der Ausstellung „Topografie des Terrors“ auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände in Berlin. In den Gebäuden zwischen der Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße), Wilhelmstraße und Anhalter Straße waren von 1933 bis 1945 die wichtigsten Schaltstellen des nationalsozialistischen Repressionsapparats angesiedelt: Das Geheime Staatspolizeiamt, die SS-Führung und das Reichssicherheitshauptamt. Hier standen die Schreibtische, an denen die NS-Bürokraten den Völkermord an den europäischen Juden und andere Verbrechen planten.

Die ausgeführte Bronze ist nur ein Modell des Künstlerentwurfs, die von Hrdlička geplante Großbronze wurde nie realisiert.

* 1928 (Wien)  † 2009 (Wien)